Der Alevitische Gottesdienst und der Dede

Cem (Die Gebetszeremonie der Aleviten)

Die Gebetszeremonie (Cem) der Aleviten besteht aus drei Teilen. Einem Anfangsteil, mit der Predigt des Geistlichen (Dede), den Reinigungsdiensten und Entfachen des göttlichen Lichts. Dem zweiten Teil mit Tewhid (Einheit Gottes), Mirac (das aufsteigen zu Gott), dem religiösen Tanz (Sema) und dem dritten Teil, mit der Trauer um die Opfer von Kerbela und dem gemeinsamen Mahl. Die Gebetszeremonie der Aleviten ist ohne Musik mit dem Saz (Langhalslaute) und den Hymnen, in denen Gott und die Heiligen gepriesen werden undenkbar.

In der alevitischen Gebetszeremonie gibt es insgesamt zwölf Dienste. Diese Dienste sind:

Der Dede (alevitischer Geistlicher):
Bei dem Dede handelt es sich um einen direkten Nachkommen der Ehlibeyt-Familie. Er muß in die historischen, philosophisch-religiösen und rechtlichen Aspekte der alevitischen Glaubensrichtung eingeweiht sein und durch sein Verhalten soll er als Vorbild für die Gemeinde gelten.

Rehber (Wegweiser):
Seine Aufgabe ist es den Teilnehmern des Cem behilflich zu sein und als eine Art religiöser Wegweiser zu wirken.

Gözcü (Aufseher):
Seine Aufgabe ist es, für einen ordentlichen Ablauf zu sorgen.

Zakir (Hymnensänger):
Sie übernehmen die musikalische Aufgabe, indem sie den Dede auf der Saz begleiten.

Süpürgeci (Feger):
Seine Aufgabe ist es den Cemplatz zu fegen, oder unter Umständen dem Rehber behilflich zu sein.

Tezekkar (rituelle Waschung):
Seine Aufgabe ist es für die gesamte Sauberkeit zu sorgen.

Post (Gebetsteppich)

Kurbanci (Schlachter):
Seine Aufgabe ist es sich um die Opfergaben und das Essen zu kümmern.

Saky (Wasserreicher):
Seine Aufgabe ist es Wasser zu verteilen.

Peyik (Bote):
Seine Aufgabe ist es die Gemeinde zu benachrichtigen.

Cerag (das göttliche Licht):
Seine Aufgabe ist es, für Licht zu sorgen.

Kapici (Torwächter):
Seine Aufgabe ist es als Wächter für die Sicherheit der Veranstaltung zu sorgen.

In den Gebetszeremonien werden religiöse Lieder und Hymnen in denen Gott und die  Prophetenfamilie gepriesen werden gesungen. Die Saz wird deshalb auch als Koran  mit Saiten genannt. Die Hymnen und Lieder stammen hauptsächlich von den  sieben großen alevitischen Volksdichtern.

Dede (Die Geistlichen der Aleviten)

Die Geistlichen der Aleviten nennt man Dede. Diese Institution birgt in sich eine eigene Hierarchie. Jeder Alevite hat einen Geistlichen, dessen Gemeinde er angehört und jeder Geistliche hat einen anderen Geistlichen (Mürsit), dessen Gemeinde er angehört. Der Geistliche ist für das Verhalten seiner Gemeinde verantwortlich und jeder Mürsit für das Verhalten der Geistlichen, die seiner Gemeinde angehören. So ist ein perfekter Kontrollmechanismus unter der Gemeinde und den Geistlichen geschaffen worden.

Der Geistliche ist für Bildung (im religiösen Sinne) seiner Gemeinde und für deren Führung verantwortlich.

Rizalik (Zustimmung)

Der alevitische Weg wird im Glauben als das „Tor der Zustimmung“ bezeichnet.

Allem göttlichen in seinem Herzen zustimmen
Die Zustimmung und Liebe Gottes zu erlangen
Mit sich im Einklang sein
Seine Hände, seine Zunge, seine Lenden zu hüten
und so im Einklang mit seiner Umwelt sein

„Unser Name ist Bescheidenheit, unser Feind ist der Hass, wir hassen niemanden, die ganze Welt ist für uns eins.“

Die Sieben Volksdichtern

Seyyid Nesimi

Er lebte im 14. Jahrhundert in Syrien und wurde wegen seinen Aussprüchen, wie "En-el Hak" (Gott ist in meiner Seele), durch Häutung bei lebendigem Leibe hingerichtet.

Yemini

Über das Leben dieses Dichters ist nicht viel bekannt. Man vermutet, dass er im 15. Jahrhundert gelebt hat. Sein bekanntestes Werk ist "Faziletname", dass aus 7300 Gedichten besteht. Dieses Werk wird von den Aleviten als heilig angesehen und verehrt.

Virani

Er lebte im 16. Jahrhundert und gehörte dem alevitischen Orden der Bektasi an. Er bekam seine Ausbildung beim Enkel von Haci Bektas Veli. Virani verrichtete religiöse Dienste im Mausoleum von Imam Ali, in der irakischen Stadt Nadschaf und unterrichtete Dervische in Bulgarien, wo er auch verstarb.

Kul Himmet

Er lebte im 16 Jahrhundert. Über seinen Geburtsort wird vermutet, dass er in Tokat / Türkei geboren ist. Wegen seines alevitischen Glaubens, hatte er ein qualvolles Leben. Über seinen Tot wird kaum berichtet, doch man vermutet, dass er von osmanischen Soldaten den Assasin ermordet wurde.

Sah Hatayi (Sah Ismail)

Er lebte im 16. Jahrhundert in Aserbaidschan / Iran. Er ist der Gründer des safavidischen Staates mit der Hauptstadt Ardabil. Über seinen Tod ist nicht viel bekannt. Er führte Kriege gegen den osmanischen Sultan, Yavuz Sultan Selim und wurde in Caldiran Kreisstadt provinz Van besiegt.

Fuzuli

Er lebte im 16. Jahrhundert im Irak. Den größten Teil seines Lebens verbrachte er damit, das Mausoleum von Imam Hüseyin und die Grabstätten der Märtyrer von Kerbela, in der irakischen Stadt Kerbela, zu pflegen und den Pilgern zu dienen. Er verstarb in Kerbela an der Pest. Sein Grab befindet sich zwischen den Gräbern der Märtyrer.

Pir Sultan Abdal

Er lebte im 16. Jahrhundert in Sivas / Türkei. Sein Leben lang hat er mit seinen Gedichten gegen das Unrecht im osmanischen Imperium gekämpft dem armen Volk Hoffnung gegeben. Er wurde wegen seines Glaubens zum Tode verurteilt und durch den osmanischen Gouverneur Hizir Pasha, der einmal sein eigener Schüler war, erhängt.